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VISION ZUR UMANDELUNG DER SALZACH IN EINE STATTEILÜBERGREIFENDE LEBENSADER 

 

Mit der Einkehr des Sommers und der Wiederbelebung der Naturräume der Stadt durch Bewohner und Touristen rückt die Beschaffenheit der Ufer wieder ins Blickfeld. „Den Flussraum der Salzach als Naherholungsgebiet mit dem ihn umgebenden städtischen Kontext zu verbinden, ist eine der größten städtebaulichen Aufgaben, die Salzburg noch zu erfüllen hat".  

 

Im Zuge der Flussregulierung im 19. Jahrhundert gründeten engagierte Bürger der Stadt, mit starker Beteiligung von Josef Mayburger, das „Stadtverschönerungskomitee“, den heutigen „Stadtverein“, um den Erhalt der Altstadt und das Bewahren der Poesie sicherzustellen. Die Bewahrung der Kurve als stimmungsvolles Merkmal ist ein großer, durch das Engagement des Stadtvereines erzielter Erfolg, durch den die Salzach bis heute ein ansprechender Freiraum ist, der neben den bestehenden Qualitäten noch über ein großes Optimierungspotential verfügt. Die Salzach durchfließt das Stadtgebiet Salzburgs auf circa 4,6 Kilometern Länge, dabei führen 1,5 Kilometer durch den historischen Altstadtkern. Durch die Verengung des Flusslaufes wurde die Fließgeschwindigkeit erhöht, sodass ein Geschiebedefizit entstand und sich die Flusssohle 7 bis 8 Meter eingrub. Wie wöchentlich bei den Salzachgalerien zu beobachten ist, interagieren durch diese Vertiefung nur sehr wenige, der vielen Flussraumbenutzer, mit der Wasserfläche, dabei zeugen die zahlreichen Jugendlichen die bei Schönwetter die Salzachufer bevölkern vom großen Bedürfnis der Stadtbewohner nach einem Flussraum mit hohem Freizeitwert.

In unserer Arbeit thematisieren wir unter anderem die Notwendigkeit der Neuordnung des KFZ Verkehrs am Fluss, um Nutzungskonflikte zwischen Individualverkehr und einem attraktiven Freiraum aufzulösen und das trapezförmige Flussuferprofil aufzuweichen. Im Fokus stehen konkrete Angebote wie geschwungene Stege, ovale Plattformen, differenzierte Stufenraster, Liegenetze, Grillmöglichkeiten und Gastronomien am Wasser. Besonders dem Bedürfnis, im Flussraum schwimmen

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zu können wurde im Vergleich zu Flussbädern in anderen Städten auf eine atmosphärisch sehr eigenständige Weise entsprochen, indem diese Badebereiche fest in das Flussufer eingebaut sind und aus dem sauberem Wasser der zuführenden Bäche und der Almkanaleinmündungen gespeist werden. Der Hochwasserschutz ist bewusst nicht als harte Stadtkante, sondern als sanft aus dem Gelände modellierter Übergang ausformuliert. In Anlehnung an ein Projekt in New York besteht unser Vorschlag für die Gastronomien aus Dächern, die im Hochwasserfall heruntergeklappt werden können.

Ein großes Thema ist der Umgang mit dem Baumbestand, dessen Bewahrung in allen Planungsschritten berücksichtigt wurde. Alle Veränderungen streben eine Logik in der Ästhetik der Ufergestaltung an, die respektvoll mit dem Bestand umgeht, diesen stärkt und dabei Missstände auf eine subtile, aber selbstbewusste Weise behebt. Unser Ziel ist es, den Flussraum mit dem urbanen Raum zu verflechten und die Stadt wieder näher an den Fluss zu rücken. Wir wollen keine neuen Stimmungen am Fluss kreieren, sondern Qualitäten, die schon einmal an genau den selben Stellen existiert haben, zurückbringen. Zwei Beispiele für Situationen, die einer kräftigeren architektonischen Antwort bedürfen, sind das Fernheizkraftwerk Mitte und der Hanuschplatz. Um der Salzach ein belebteres Gesicht zu zeigen, schlagen wir vor diesem Heizwerk, in der Verlängerung der bestehenden Pumpstation, den Bau eines transparenten Ruder- und Paddelclubs in Holzbauweise vorzulagern. Dies birgt ein enormes Belebungspotential für diesen Uferabschnitt und für die Wasserfläche der Salzach selbst. Besonders der Hanuschplatz hat aus unserer Sicht die Herausforderung, seinen historischen Bezug zur Wasserfläche zurückzufinden. Die Spürbarkeit des Flussraumes vor dem AVA-Haus und von der Griesgasse aus wiederherzuerlangen, ist die zentrale Themenstellung dieses Uferabschnittes. Der Anspruch diese Blickbeziehungen wiederherzustellen führt bei konsequenter Umsetzung zu einer weitreichenden Umgestaltung.

Unsere Ideen sind variabel und ließen sich in Etappen realisieren, ohne ihre Qualitäten zu verlieren. Der Fokus liegt nicht nur auf der historischen Mitte, sondern auch auf der Peripherie der Stadt. Wir haben punktuell auch überspitzte Lösungsansätze aufgezeigt, um das Feuer intensiver Diskussionen zu entfachen. In diesem Sinne ermutigen wir Sie als Bürger unserer Stadt, sich dieses Optimierungspotential vor Augen zu führen und sich auf dieses Thema zu besinnen, indem Sie sich für die Salzach

und das sinnliche Potential des Wassers in der Stadt einsetzen. Die Tatsache, dass die Ausstellung „Flussraum Salzach –

Transformation zur Lebensader“ in der Initiative Architektur im Frühling 2018 eine der bestbesuchten und meistpublizierten Architekturausstellungen der jüngeren Vergangenheit in Salzburg war, zeugt vom hohem Bedürfnis der Stadtbewohner, nach einem Flussraum als attraktiver Ort des öffentlichen Lebens. Das Thema strahlte weit über das übliche Publikum von Architekturausstellungen hinaus. Viele der Ausstellungsbesucher gaben an, zuvor noch nie eine Ausstellung zum Thema Architektur oder Städtebau besucht zu haben, aber derart vom sinnlichen Potential des Flussraumes überzeugt zu sein, dass ihre Begeisterung und ihre Seele dafür geweckt werden konnten. Der Zeitpunkt für einen neue Bewusstmachung der Thematik und ein Wiederaufflammen der Vision ist gekommen. Dies ist ein Appell an die Politik das Thema in Angriff zu nehmen. Die Menschen der Stadt werden es ihnen Danken.

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Horst Lechner & Lukas Ployer, 2018

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